Buchtitel: „Tränen waschen den Staub von der Seele“
Heike Severin
Ein paar Gedanken zum Buch:
Zu Beginn des Schreibens hatte ich nicht vor, das Geschriebene auch zu veröffentlichen. Gedanken klopften an, als ich hier in Schweden wieder ein wenig zu mir kam. Gedanken, die mich nicht losließen und immer fordernder wurden. Ich war durch die nicht ganz einfache Entscheidung, nach Schweden auszuwandern, den Riesenumzug und die damit verbundenen, organisatorischen Aufgaben körperlich ziemlich am Ende, leer. Ich begann zu schreiben oder es schrieb mich. Hört sich irgendwie komisch an, war aber so. Ich wollte mich besinnen, sortieren, ganz für mich sein, in meinem Leben ankommen. Irgendwann dachte ich dann, es könnte ein Buch werden, aber mein Gott, braucht die Welt nun auch noch dein Buch? Nein, ganz sicher nicht. Während des Schreibens habe ich dann erkannt, worum es wirklich geht, was das Schreiben so besonders macht. Es geht um mich, nicht um die Welt, nein, einzig um mich, meine Reflexion, Impulse, die beim Schreiben kamen, Gefühle, die beim Schreiben kamen, Antworten auf noch offene oder nie gestellte Fragen. Schreiben ist lebendig sein, eine wunderbare erstmalige Erfahrung für mich.
Die neue Zeit braucht, dass wir uns mutig und wahrhaftig austauschen, uns öffnen, uns gegenseitig nicht mehr die Taschen voll hauen . Auch darüber schreibe ich und deshalb habe ich während des Schreibens entschieden, das Geschriebene auch in eine entsprechende Form zu bringen und zu veröffentlichen.
Buchbeschreibung
Wann nehmen wir den Fuß vom Gaspedal des Lebens? Wann beginnen wir, uns an uns selbst zu erinnern und was ermutigt uns dazu? Jeder Mensch trägt seine Geschichten in sich, die wiederentdeckt und entstaubt werden möchten. Heike Severin hat sich für dieses Buch auf die Stille eingelassen, um ihren Erinnerungen Raum zu geben.
In ihrer neuen Wahlheimat Schweden und im Herbst ihres Lebens angekommen, blickt die Autorin zurück auf Jahre, die sie mit der Überholspur ihres Lebens bezeichnet. In leichter, poetischer Sprache macht sie alte Plätze sichtbar und sucht nach Antworten auf noch offene Fragen.
Sie spürt ihren russischen Wurzeln nach, erzählt von Kindheit und Jugend in der DDR und der turbulenten Nachwendezeit, den Herausforderungen als Unternehmerin, als Mutter und dem ewigen Konflikt zwischen Verantwortung, Schuldgefühlen und der Sehnsucht nach Raum und Zeit für sich ganz allein.
Ein Buch, das sich der heiklen Frage nach dem gelungenen Leben gelassen stellt. Ein Buch, das vom Luxus schwärmt, nackt im glasklaren Wasser eines schwedischen Sees zu baden. Ein Buch, das erinnert und sich auch den Themen der heutigen Zeit stellt.
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Autoren Vita
Heike Severin wurde 1959 in Luckenwalde geboren.
Die ersten 30 Jahre lebte sie in der DDR und lebte weitere 30 Jahre im vereinten Deutschland, bis sie dann mit ihrem Mann nach Schweden auswanderte.
Sie ist stolze Mutter und Großmutter.
In jüngeren Jahren hat sie Musik gemacht und wurde 2006 dafür ausgezeichnet. Ein Journalist schrieb einmal: „Heike Severin ist eine Künstlerin, die nicht um die Gunst des Publikums buhlt, leise Töne machen sie aus, leise Lieder für eine laute Welt, ehrlich, authentisch. Sie spricht seit Jahren das Analphabetentum an, wenn es um unsere Gefühle geht.“
Sie war und ist Gastgeberin und Geschäftsfrau, liebt es zu kochen, zu fotografieren, Räume zu gestalten und in der Natur zu sein. Manchmal trägt sie selbst entworfene Kostüme, um einem Publikum, in einer Lesung, die Künstlerin Frida Kahlo näher zu bringen.
Eine ihrer größten Gaben ist das Zuhören können.
In ihrer Wahlheimat Schweden freut sie sich nun über Menschen, die ihr Wolfsfrau-Retreat besuchen.
„Tränen waschen den Staub von der Seele“ ist ihr erstes Buch. Es schob sich in Schweden beim Gehen unter ihre Füße, erzählt sie, es wollte geschrieben werden.
Lesung
Meine Lesung dauert insgesamt 2 Stunden, die sich wie folgt zusammensetzen:
Die Lesung inkl. 15 Minuten Lieder zur Gitarre und
15 Minuten Pause(nach 45 Minuten), insgesamte Dauer 1 ½ Stunden
Restzeit, Gesprächsangebot
Heute ist ein neuer Tag
Heute ist ein neuer Tag
...in meinem Schwedenleben, die Herbstsonne lockt mich relativ früh aus dem Haus. Ich ziehe mir eine warme Jacke an, schnappe mir meinen Kaffee und gehe runter in den Garten. Es riecht nach Laub, und der Geruch erinnert mich daran, dass wir als Kinder im Herbst immer Kastanien sammelten, um sie dann für ein paar Pfennige an den Förster zu verkaufen. Ich setze mich auf eine Bank, um dem bunten Treiben der Blätter ein wenig zuzusehen. Die meisten haben ihren Tanz in diesem Herbst schon getanzt, liegen auf dem Boden und sind der Verwesung preisgegeben. Für diesen einen, nur für diesen einen Tanz haben sie gelebt. Meine alten Riesenbäume werden kahl, verlieren darüber sicher nicht einen Gedanken und, wie es scheint, auch nicht ein Fünkchen ihres Stolzes, so nackt und bloß, wie sie nun schon dastehen.
Und das brauchen sie auch nicht, denn sie wissen, dass im nächsten Jahr wieder neue Blätter treiben. Sie wissen um den ewigen Kreislauf des Werdens, des Neubeginns und des Vergehens. Ich schaue ihnen zu und denke: Es wäre schön, wenn wir Menschen von ihnen lernten. Wann habe ich damit begonnen, den Fuß vom Gaspedal meines Lebens zu nehmen? Wann habe ich zu sehen begonnen und warum? Hier auf der Bank sitzend, im Herbst meines Lebens, in meinem ersten Herbst in Schweden, beginne ich mich zu erinnern, und ich frage mich, ob es mir wohl gelungen ist, das Leben.